Warum?
Universitätsklinikum – Das non plus ultra der Krankenhäuser oder doch nur eine Gesundheitsfabrik mit horrenden Defiziten? Viele Patienten scheuen den Weg in diese Kliniken, da sie sich einen unpersönlichen Apparat ausgesetzt sehen. Eine Vielzahl von Abteilungen, ständig wechselndes ärztliches und pflegerisches Personal, große verwirrende Klinikbauten und lange Wartezeiten in kalten zugigen Fluren. Schon mancher Patient fürchtete (vielleicht nicht zu unrecht) in einer Ecke des Klinikums vergessen zu werden. Das System eines solchen Krankenhauses erzeugt schon aufgrund seiner Intransparenz Angst und Aversion.
Andererseits finden sich nirgendwo auf engsten Raum so viele hochspezialisierte und hochqualifizierte Ärzte und Wissenschaftler, wie sie im und durch das System der universitären Medizin ausgebildet und gehalten werden können. Die enge räumliche und personelle Vernetzung von Forschung, Lehre und Krankenversorgung erlaubt ein umfassendes und zugleich tiefreichendes Spektrum in der Krankenversorgung, wie es an nur wenigen nichtuniversitären Häusern möglich ist. Nicht zuletzt deshalb entschließen sich viele Patienten trotz offensichtlicher Nachteile in Service und Ambiente ihre Behandlung im Universitätsklinikum durchführen zu lassen.
Die meisten Universitätskliniken produzieren jährlich hohe Defizite im Budget, der notwendige Ausgleich findet zum großen Teil durch Zuschüsse der Träger, in der Regel der Bundesländer, statt. Diese sind zwar eigentlich der Forschung und Lehre gewidmet, dienen aber zum großen Teil zur Subventionierung der defizitären Krankenversorgung. Da die Bundesländer schon lange nicht mehr in der Lage sind die Universitätskliniken im alten Rahmen zu subventionieren entstand ein massiver Druck auch auf die Verwaltungen der universitären Häuser ausgeglichene Bilanzen vorzuweisen. Eine Notwendigkeit die während der 70er und 80er Jahre nie bestanden hatte. Zudem kam es durch die Einführung diagnosebezogener Fallpauschalen (Diagnosis Related Groups, DRGs) zur massiven Verschärfung der Einnahmensituation. In der Konsequenz liegt bei einer Reihe von Universitätskliniken ein erheblicher Investitionsstau vor, der zum Teil nun durch Privatisierung der Kliniken oder Öffnung der Einrichtungen für klassische Märkte der niedergelassenen Ärzte (Ambulatorien, Igel-Leistungen etc.) kompensiert werden wird. Derzeit hat man fast den Eindruck es besteht ein umgekehrter Zusammenhang zwischen Bau- und Einrichtungszustand der Kliniken und Kompetenz der Behandlung.
Forschung und Lehre findet gerade im anwendungsbezogenen Bereich, also am und mit dem Patienten, zum weitaus größten Teil an den Universitätskliniken statt. Aufgrund der hohen zeitlichen Belastung der Ärzte führt dies allerdings zu zunehmenden Kompromissen und Frustrationen bei allen Beteiligten. Trotz vollständiger Reformierung der ärztlichen Studiengänge bleiben erhebliche Defizite in der Ausbildung der nachwachsenden Medizinergeneration, die vor allen dann klar werden, wenn Systeme anderer Länder, wie zum Beispiel der USA zum Vergleich herangezogen werden. Die teilweise euphorischen Berichte von Medizinstudenten nach Auslandsaufenthalten, lassen bei deutschen Hochschullehrern oft nur bittere Frustration zurück.
Viele Ärzte an der Universitätsklinik sind unzufrieden mit den Verhältnissen. Sie sind nicht nur mit den schwierigsten Patienten konfrontiert und sind mit einer ausufernden Menge an Dokumentation betraut sondern müssen zudem und meist zeitgleich, ihre oder die Forschung ihrer Kollegen betreiben und eine für sie viel zu große Anzahl an Studenten betreuen. Diesen Aufgaben können sie nicht nur nie im von ihnen gewünschten Umfang gerecht werden, sie erhalten zudem ein in Relation zu ihren Ausbildungsstand und ihrer Arbeitsbelastung viel zu niedriges Einkommen. Schon manche viel versprechende Forscherkarriere ist an der nackten pekuniären Notwendigkeit des gesicherten Familieneinkommens gescheitert. Auf der mittleren Führungsebene, den traditionellen Oberarztkreis, führt die weltweit einzigartige deutsche pyramidale militärisch tradierte Hierarchie nicht nur zur Frustration der qualifiziertesten Spezialisten sondern auch zur zunehmenden Fluktuation mit einen Verlust an Fachkompetenz gerade auf Ebene der Leistungsträger der Klinik.
Die unter heutigen Umständen mehr hinderliche als nützliche Vereinigung von chefärztlichen Klinikleiter, Forschungsleiter und Leiter der studentischen Ausbildung (Ordinarius) überfordert viele Kollegen und verhindert die Weiterentwicklung in den Einzelbereichen. Fehlende Leistungsanreize verhindern oft die Berufung gerade der kompetentesten Ärzte, die an private Kliniken wesentlich günstigere Konditionen finden.
Dieser Blog soll die Verhältnisse an den Universitätskliniken nicht nur transparent gegenüber ihren Patienten sondern auch offen gegenüber den Finanziers der Einrichtungen, den Steuerbürger und Beitragszahler der Krankenkassen werden lassen. In Zeiten des Umbruchs unseres Gesundheitssystems muß auch über die Herausforderungen der universitären Medizin diskutiert werden dürfen. Ich denke dies kann nur dann erfolgen, wenn alle wesentlichen Fakten, auch die manchmal kaschierten, ausgesprochen werden. Natürlich ist die hier beschriebene Sicht der Dinge subjektiv und von persönlichen Eindrücken geprägt. Ich halte den Leser dieses Blogs jedoch prinzipiell für kritikfähig und freue mich über jegliche kritische Anmerkungen.
Andererseits finden sich nirgendwo auf engsten Raum so viele hochspezialisierte und hochqualifizierte Ärzte und Wissenschaftler, wie sie im und durch das System der universitären Medizin ausgebildet und gehalten werden können. Die enge räumliche und personelle Vernetzung von Forschung, Lehre und Krankenversorgung erlaubt ein umfassendes und zugleich tiefreichendes Spektrum in der Krankenversorgung, wie es an nur wenigen nichtuniversitären Häusern möglich ist. Nicht zuletzt deshalb entschließen sich viele Patienten trotz offensichtlicher Nachteile in Service und Ambiente ihre Behandlung im Universitätsklinikum durchführen zu lassen.
Die meisten Universitätskliniken produzieren jährlich hohe Defizite im Budget, der notwendige Ausgleich findet zum großen Teil durch Zuschüsse der Träger, in der Regel der Bundesländer, statt. Diese sind zwar eigentlich der Forschung und Lehre gewidmet, dienen aber zum großen Teil zur Subventionierung der defizitären Krankenversorgung. Da die Bundesländer schon lange nicht mehr in der Lage sind die Universitätskliniken im alten Rahmen zu subventionieren entstand ein massiver Druck auch auf die Verwaltungen der universitären Häuser ausgeglichene Bilanzen vorzuweisen. Eine Notwendigkeit die während der 70er und 80er Jahre nie bestanden hatte. Zudem kam es durch die Einführung diagnosebezogener Fallpauschalen (Diagnosis Related Groups, DRGs) zur massiven Verschärfung der Einnahmensituation. In der Konsequenz liegt bei einer Reihe von Universitätskliniken ein erheblicher Investitionsstau vor, der zum Teil nun durch Privatisierung der Kliniken oder Öffnung der Einrichtungen für klassische Märkte der niedergelassenen Ärzte (Ambulatorien, Igel-Leistungen etc.) kompensiert werden wird. Derzeit hat man fast den Eindruck es besteht ein umgekehrter Zusammenhang zwischen Bau- und Einrichtungszustand der Kliniken und Kompetenz der Behandlung.
Forschung und Lehre findet gerade im anwendungsbezogenen Bereich, also am und mit dem Patienten, zum weitaus größten Teil an den Universitätskliniken statt. Aufgrund der hohen zeitlichen Belastung der Ärzte führt dies allerdings zu zunehmenden Kompromissen und Frustrationen bei allen Beteiligten. Trotz vollständiger Reformierung der ärztlichen Studiengänge bleiben erhebliche Defizite in der Ausbildung der nachwachsenden Medizinergeneration, die vor allen dann klar werden, wenn Systeme anderer Länder, wie zum Beispiel der USA zum Vergleich herangezogen werden. Die teilweise euphorischen Berichte von Medizinstudenten nach Auslandsaufenthalten, lassen bei deutschen Hochschullehrern oft nur bittere Frustration zurück.
Viele Ärzte an der Universitätsklinik sind unzufrieden mit den Verhältnissen. Sie sind nicht nur mit den schwierigsten Patienten konfrontiert und sind mit einer ausufernden Menge an Dokumentation betraut sondern müssen zudem und meist zeitgleich, ihre oder die Forschung ihrer Kollegen betreiben und eine für sie viel zu große Anzahl an Studenten betreuen. Diesen Aufgaben können sie nicht nur nie im von ihnen gewünschten Umfang gerecht werden, sie erhalten zudem ein in Relation zu ihren Ausbildungsstand und ihrer Arbeitsbelastung viel zu niedriges Einkommen. Schon manche viel versprechende Forscherkarriere ist an der nackten pekuniären Notwendigkeit des gesicherten Familieneinkommens gescheitert. Auf der mittleren Führungsebene, den traditionellen Oberarztkreis, führt die weltweit einzigartige deutsche pyramidale militärisch tradierte Hierarchie nicht nur zur Frustration der qualifiziertesten Spezialisten sondern auch zur zunehmenden Fluktuation mit einen Verlust an Fachkompetenz gerade auf Ebene der Leistungsträger der Klinik.
Die unter heutigen Umständen mehr hinderliche als nützliche Vereinigung von chefärztlichen Klinikleiter, Forschungsleiter und Leiter der studentischen Ausbildung (Ordinarius) überfordert viele Kollegen und verhindert die Weiterentwicklung in den Einzelbereichen. Fehlende Leistungsanreize verhindern oft die Berufung gerade der kompetentesten Ärzte, die an private Kliniken wesentlich günstigere Konditionen finden.
Dieser Blog soll die Verhältnisse an den Universitätskliniken nicht nur transparent gegenüber ihren Patienten sondern auch offen gegenüber den Finanziers der Einrichtungen, den Steuerbürger und Beitragszahler der Krankenkassen werden lassen. In Zeiten des Umbruchs unseres Gesundheitssystems muß auch über die Herausforderungen der universitären Medizin diskutiert werden dürfen. Ich denke dies kann nur dann erfolgen, wenn alle wesentlichen Fakten, auch die manchmal kaschierten, ausgesprochen werden. Natürlich ist die hier beschriebene Sicht der Dinge subjektiv und von persönlichen Eindrücken geprägt. Ich halte den Leser dieses Blogs jedoch prinzipiell für kritikfähig und freue mich über jegliche kritische Anmerkungen.
(Sonntag, 6. Mai 2007)
Kommentieren
kid37,
10. Mai 07
Das Thema dieses Blogs finde ich sehr spannend. Eine Anregung aber: Solche sehr langen Texte lassen sich am Bildschirm oft nur mit Mühen lesen. Ich würde mir da ein paar Absätze mit Zeilendurchschuß wünschen, um mehr Übersicht zu haben. Vielleicht ließe sich ein recht langer Text wie der vom Mittwoch auch in zwei, drei "Folgen" verpacken. Kleinere Mahlzeiten verdauen sich ja leichter.
medicus,
10. Mai 07
Danke, versuche mein bestes!